文摘
Die neuere literaturwissenschaftliche Forschung hat dem Thema „Wirtschaft und Literatur“ ausgiebige Aufmerksamkeit gespendet. Da Thomas Manns zweiter Roman, Königliche Hoheit, die Geschichte eines deutschen Duodezstaates am Rande des Bankrottes erzählt, wurde auch er wiederholt solchen Lektüren unterworfen. Was den Kritikern bis jetzt entgangen zu sein scheint, ist die interessante wissenschaftsgeschichtliche Schnittstelle, auf die der Roman anspielt. Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts entfachte sich in Deutschland ein leidenschaftlicher Streit zwischen den Vertretern der humanistischen und der naturwissenschaftlich-mathematischen Disziplinen. Dabei stand insbesondere ihre jeweilige pädagogische Angemessenheit zur Debatte. Zur gleichen Zeit wurde die Frage erhoben, zu welcher der beiden Sparten die Nationalökonomie gehören sollte. In Königliche Hoheit wird diese Gegenüberstellung – und ihre Beschwichtigung – in der „Bildungsgeschichte“ des Prinzen Klaus Heinrich reflektiert, der die Wirtschaftswissenschaft als vermittelndes, sowohl praktisches als auch modernes Paradigma entdecken wird.