Ist die Beihilfe zum Suizid auf der Grundlage des Wunsches, anderen nicht zur Last zu fallen, ethisch gerechtfertigt?
文摘
Ein Argument gegen die ?rztliche Beihilfe zum Suizid lautet, Patienten k?nnten sich um Suizidassistenz bemühen, weil sie sich als Belastung empfinden. Dabei wird die Selbstbestimmtheit eines so motivierten Todeswunsches in Frage gestellt. Ist dieses Argument überzeugungskr?ftig? Empirische Daten zeigen, dass die ?rztliche Beihilfe zum Suizid auf der Grundlage dieses Motivs den ethischen Prinzipien der Sorge um das Patientenwohl und des Respekts vor der Autonomie des Patienten nicht widersprechen muss. Denn das Empfinden, anderen zur Last zu fallen, kann trotz ad?quater palliativmedizinischer Betreuung wesentlich zu einem Leidensdruck am Lebensende beitragen. Zudem ist dieses Motiv eng verknüpft mit der Sorge um das Wohl der Angeh?rigen, die einer erheblichen Belastungssituation ausgesetzt sein k?nnen. Da aber das Wohlergehen der Familie zu den elementaren Werten von schwerstkranken Patienten am Lebensende geh?rt, kann der Wunsch nach ?rztlicher Beihilfe zum Suizid auch auf der Basis dieses Motivs Ausdruck eines selbstbestimmten Patientenwillens sein. Andererseits korreliert das Empfinden, anderen zur Last zu fallen, mit einer depressiven Verstimmung. Dieser Zusammenhang ist deshalb relevant, da bei depressiven St?rungen eine Einschr?nkung der Selbstbestimmungsf?higkeit vorliegen kann. Vor diesem Hintergrund sind Zweifel an der Selbstbestimmtheit eines so motivierten Sterbewunsches durchaus begründet. Aufgrund des bestehenden Wissensdefizits bei der Feststellung der Selbstbestimmungsf?higkeit ist die Mitwirkung des Arztes bei einem so motivierten Todeswunsch daher ethisch fragwürdig.