文摘
1991: Ein Mann bricht in einer Fu?g?ngerzone zusammen und bleibt leblos liegen. Ein Passant ruft vom Telefon eines umliegenden Gesch?fts den Notarzt, andere drehen den Patienten in die stabile Seitenlage. Bis der Rettungswagen den Notarzt vom Krankenhaus abgeholt hat und an der Einsatzstelle angekommen ist, vergehen mehr als 10 min. Das eintreffende Reanimationsteam dreht den Patienten zurück in die Rückenlage. Der Notarzt achtet auf Atemzüge, überstreckt dann den Kopf, um die Atemwege frei zu machen, und sucht weitere lange Sekunden nach Fremdk?rpern im Rachenraum. Als er feststellt, dass weder Atmung noch Fremdk?rper vorhanden sind, beatmet er den Patienten mit zwei Zügen aus dem Beatmungsbeutel. Parallel wird ein Intubationsset vorbereitet. Danach fühlt der Notarzt den Karotispuls, was wegen eines kurzen, kr?ftigen Halses schwierig ist und weitere 20–30 s kostet. Schlie?lich entscheidet der Notarzt sich, mit einer Cardiokompression zu beginnen, und führt 15 Cardiokompressionen mit einer Frequenz von ca. 60/min durch. Danach ist das Intubationsset bereit. Der Patient kann problemlos beim ersten Versuch intubiert werden. Nun werden 3 mg Supra über den Tubus gegeben und ein Defibrillator angeschlossen. Das EKG des Ger?ts zeigt ... nach gut 15–20 min ohne Circulation am ehesten eine Asystolie mit nahezu infauster Prognose. Alle Ma?nahmen waren v?llig konform zu den damaligen Leitlinien [1]. 2006: Ein Mann bricht in einer Fu?g?ngerzone zusammen und bleibt leblos liegen. Ein Passant ruft über Handy den Notarzt, andere beginnen nach kurzer überprüfung der Atmung mit einer Cardiokompression und Beatmung. In einem nahen Kaufhaus hat ein weiterer Zeuge nach einem Frühdefibrillator gefragt, das dort vorhandene Ger?t mitgebracht und unter laufender Cardiokompression angeschlossen. Das Ger?t empfiehlt eine Schockabgabe, danach werden Cardiokompression und Beatmung zun?chst fortgesetzt. Beim Eintreffen des Rettungswagens kurz darauf ist der Patient schon wieder bei Bewusstsein. Wenig sp?ter trifft auch das Notarzteinsatzfahrzeug ein, bei einem etablierten Rendez-vous-System beider Fahrzeuge. Der Notarzt diagnostiziert im abgeleiteten Zw?lf-Kanal-EKG einen frischen Vorderwandinfarkt. über die Leitstelle wird das n?chste Krankenhaus mit freiem Katheterplatz identifiziert und der Patient nach Gabe der Initialmedikation dorthin verbracht ... Bis dieser idealisierte Ablauf in der Mehrzahl der Reanimationen so stattfindet, sind sicher noch gro?e Bemühungen bei Aufkl?rung und Ausbildung n?tig – die erforderlichen medizinisch-wissenschaftlichen Empfehlungen und logistischen Strukturen liegen aber vor.